Am 1. April 2025 lud der Bundesverband pharmazeutischer Cannabinoidunternehmen e. V. (BPC) zum Politischen Abend nach Dresden ein – in unmittelbarer Nähe zum Sächsischen Landtag, im stilvollen Ambiente des Alten Pumpenhauses. Unter dem Titel „Ein Jahr Cannabisgesetz: Wirtschaftsfaktor medizinisches Cannabis in Sachsen“ kamen zahlreiche Gäste aus Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesundheitswesen zusammen. Der Abend bot Raum für Austausch, Diskussion und klare politische Positionierungen.

Podium am politischen Abend v. l. n. r. Kathrin Michel, Simone Borchardt, Dr. Paula Piechotta, Frederik König (Fotos: Karl Jeremias Donath)

Eröffnungsimpuls: Verlässlichkeit statt Rückschritt

Zum Auftakt begrüßte Dr. Constantin von der Groeben, Geschäftsführer von DEMECAN und BPC-Vorstandsmitglied, die Teilnehmenden mit einem deutlichen Appell: „Eine Rückkehr ins Betäubungsmittelgesetz wäre ein echter Rückschritt – für Patient:innen, Arbeitsplätze und Investitionen. Die Branche braucht jetzt Verlässlichkeit, nicht neue Unsicherheit.“ Er unterstrich die Bedeutung Sachsens als innovativen Standort und forderte politische Rahmenbedingungen, die Wachstum und Versorgungssicherheit gleichermaßen ermöglichen.

Politischer Dialog auf Augenhöhe: Keine Rückkehr zum Betäubungsmittelstatus

Im Zentrum des Abends stand eine hochkarätig besetzte Paneldiskussion mit den Bundestagsabgeordneten Dr. Paula Piechotta (Bündnis 90/Die Grünen), Kathrin Michel (SPD) und Simone Borchardt (CDU). Moderiert wurde das Gespräch von Frederik König (CC: Collective).

Die Diskussion war geprägt von teils unterschiedlichen politischen Haltungen, zeigte jedoch zugleich einen klaren Konsens: Medizinalcannabis ist Teil einer modernen Gesundheitsversorgung, Patientensicherheit steht an erster Stelle.

Dr. Paula Piechotta betonte die Bedeutung evidenzbasierter Entscheidungen: Ein Jahr Legalisierung reiche nicht für eine seriöse Bewertung. Die befürchteten Probleme seien bislang ausgeblieben. Es brauche mehr Fakten und weniger Ideologie. Die erneute Einordnung von Cannabis in das Betäubungsmittelgesetz lehnt sie klar ab – das wäre eine “bürokratische Katastrophe” und das Aus für die Produktion von medizinischem Cannabis in Deutschland.

Kathrin Michel sprach sich deutlich für den Erhalt des Cannabisgesetzes aus und verwies auf ihre Erfahrungen vor Ort: In Sachsen siedele sich endlich wieder Industrie an – das sei eine große Chance für den Wirtschaftsstandort. Entscheidungen über den künftigen Umgang mit Cannabis dürften nicht auf Bauchgefühlen und Ideologie basieren. Die im Gesetz geplante Evaluierung stelle einen sinnvollen Schritt dar, um aussagefähige Ergebnisse zu liefern.

Simone Borchardt unterstrich die Notwendigkeit klarer rechtlicher Strukturen: Sie sei gegen die Freigabe von Freizeitcannabis, aber für eine starke medizinische Versorgung. Die Therapiehoheit liege klar beim Arzt und die Abgabe in Apotheken erfolge in Kombination mit einer Beratungsleistung. Beides gelte es weiter zu stärken. Deshalb plädiert Borchardt dafür, die positiven Teile des Cannabisgesetzes weiterzuentwickeln und für Patient:innen einen niedrigschwelligen Zugang zu Medizinalcannabis sicherzustellen.

Impulse aus dem Publikum: Praxis trifft Politik

Im anschließenden Q&A nutzten viele Gäste die Gelegenheit zur direkten Rückmeldung und Diskussion. Besonders engagiert zeigten sich dabei Mitglieder des BPC sowie politische Akteurinnen und Akteure aus Sachsen:

So erkundigte sich Daniela Kuge (MdL, CDU Sachsen) nach der Rolle Sachsens als Modellregion und führte aus, dass es eine Evaluation des Gesetzes, aber keine generelle Streichung brauche.

Mehrere BPC-Mitglieder mahnten, dass politische Sprunghaftigkeit Millioneninvestitionen gefährde und forderten von der Politik ein klares Bekenntnis zur Sicherung der Medizinalcannabisbranche in Deutschland. Die medizinische Notwendigkeit der Cannabistherapie sei inzwischen hinreichend belegt, dennoch sei Medizinalcannabis noch nicht in der Regelversorgung angekommen. Hier müssen politische Weichen gestellt werden, um die Patientenversorgung langfristig zu sichern.

Get-Together mit Ausblick: Cannabis in der Mitte der Gesellschaft

Beim anschließenden Get-Together nutzten die Gäste die Gelegenheit zum persönlichen Austausch. In entspannter Atmosphäre wurde weiter diskutiert und bei vielen Themen in die Tiefe gegangen – insgesamt ein Abend, der deutlich gemacht hat: Die Debatte um Medizinalcannabis ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Jetzt braucht es verlässliche politische Antworten, damit Sachsen und der Standort Deutschland die sich bietenden Chancen nutzen können.

 

 

Beitrag von Sachsen Fernsehen, So., 06.04.2025 , 15:00 Uhr